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TTT News 34

Inhaltsverzeichnis

1. Das erste Mal dabei: interessante Gespräche und neue Eindrücke
Bericht zur Jahresabschlußfeier 2015 von Lars Ahlburg

2. Jahresabschlussfeier 2015: keine Verkeilung, keine Überstreckung und saugemütlich von Peter Siebert

3. Weihnachtsfeier 2015: vertraute, angenehme und gelöste Atmosphäre sofort raumgreifend von Holger Kohlstock

4.1 Auf gutem Wege ... von Helmut Barthel

4.2 INTERKINETIX von René Wermke

5. Warum ist Bodhidharma nach China gekommen?
Eine besinnliche Geschichte von Helmut Barthel

6. Krieger-Ente

7. Termine

8. Ch'i-Ti

Foto: © 2015 by MA-Verlag

Jahresabschlußfeier 2015 in Meldorf
Foto: © 2015 by MA-Verlag

1. Das erste Mal dabei: interessante Gespräche und neue Eindrücke
Bericht zur Jahresabschlußfeier 2015 von Lars Ahlburg

Foto: © 2015 Daniel Neculai

"Fotostudio": Lars Ahlburg und Helmut Barthel
Foto: © 2015 Daniel Neculai

Zum Zeitpunkt der Jahresabschlussfeier 2015 besuchte ich seit ca. 1 ½ Jahren den Tan Tien Tschüan-Unterricht in Hamburg. Auf Grund dieser kurzen Zeit hatte ich im Vorjahr nicht an der Weihnachtsfeier teilgenommen. In den TTT-News habe ich jedoch die Berichte von diesen gemütlichen und kulinarisch reichhaltigen Zusammentreffen gelesen. Auch habe ich viele Erzählungen über diese Feiern von anderen Schülern gehört.

Somit fühlte ich mich freudig aufgeregt, als es dann nach Meldorf ging, um die Weihnachtsfeier im Restaurant Fontana zu besuchen, wo die Feierlichkeiten in diesem Jahr abgehalten werden sollten, da der vorherige Veranstaltungsort, das Restaurant Tsing Li in Heide, seine Pforten geschlossen hatte.

Im Restaurant angekommen, konnte ich von Beginn an diese eben schon benannte gemütliche Atmosphäre spüren. Nach einer kurzen Begrüßung von Thomas Schröder wurde das Buffet eröffnet. Dieses war vielseitig und lecker. Es war, so wie ich es beurteilen kann, für jeden etwas dabei. An interessanten Gesprächen teilnehmend oder einfach nur beobachtend verging für mich die Zeit wie im Fluge.

Daniel Neculai machte mit professionellem Equipment Fotos von diesem Abend. So konnte ich die Gelegenheit nutzen, mich nun endlich Helmut Barthel, den ich bisher vorher nie persönlich kennen gelernt hatte, vorzustellen und mich schließlich auch mit ihm fotografieren zu lassen. Daniel hatte nämlich nicht nur die Stimmung der eigentlichen Feier mit der Kamera begleitet, sondern zusätzlich einen "Fototstand" aufgebaut, an dem sich die Besucher mit Helmut Barthel, den Trainern und auch miteinander fotografieren lassen konnten.

Nach dieser "Foto-Session" ging es für mich gesättigt von leckeren Speisen und neuen Eindrücken wieder zurück nach Hamburg, um mich von dann an auf die Jahresabschlussfeier 2016 zu freuen.

(Lars Ahlburg)

2. Jahresabschlussfeier 2015: keine Verkeilung, keine Überstreckung und saugemütlich, Peter Siebert

Foto: © 2015 Daniel Neculai

"Fotostudio": Peter Siebert
Foto: © 2015 Daniel Neculai

2015 - das Ende des Jahres naht, von überall her zieht es die Mitglieder der Tan Tien Tschüan Gemeinschaft in den hohen Norden, nach Heide Holstein. Aus den unterschiedlichsten Winkeln reisen sie an, jung und alt, meist in Fahrgemeinschaften organisiert, ein bunter Haufen, der sich heute hier zusammenfindet. Heute und hier, das ist der 9. Dezember 2015, im Restaurant Fontana in Meldorf bei Heide. Es ist die Jahresabschlussfeier, die im Gegensatz zum Klischee der Weihnachtfeier nicht an Schnee gebunden ist, und das ist auch gut so, denn es liegt noch kein Schnee und die Temperaturen sind mild. Scherzhaft wird der Frage nachgegangen, bis wann man denn Heilig Abend Rasen mähen dürfe, so mild sind die Temperaturen in diesem Jahr.

Aber nichts kann die heitere Stimmung trüben, draußen wie drinnen finden sich schnell kleinere und größere Grüppchen, die sich angeregt unterhalten, sich auflösen und neu formieren. So dauert es nach der Metrik der Uhr wohl eine ganze Zeit, gefühlt jedoch nur einen Augenblick, bis jeder (s)einen Platz gefunden hat, die Getränke serviert sind und Thomas das Buffet eröffnet, selbstverständlich verbunden mit der Erinnerung daran, dass "keine Verkeilung und keine Überstreckung" auch am Buffet gelte. Dem leisten dann auch alle Folge - jeder auf seine Weise. Gemütlich ist es, saugemütlich. Die umfangreiche Auswahl an Speisen aller Art trägt wohl ihren Teil dazu bei. Ob es schmeckt, weiß jeder selbst, jedenfalls kann der geneigte Beobachter Leute mehrfach, mit geleerten, dann gehäuften Tellern hin und her spazieren sehen.

Ein angeregtes Stimmenwirrwarr durchflutet den Raum, einige haben sich lange nicht gesehen, andere nehmen den Gesprächsfaden von kürzlich wieder auf, Sitzplätze werden gewechselt, Themen erörtert, Standpunkte vertreten, draußen geraucht. Für die Lehrer gibt es kleine Geschenke, als Ausdruck des Danks für die Beharrlichkeit, Nachsicht und Zugewandtheit, mit der sie uns Woche für Woche auf unsere Fehler hinweisen.

Auf einer Jahresabschlussfeier dürfen Fotos nicht fehlen. Neben den vielen Smartphone-Fotografen hat Daniel seine professionelle Ausrüstung mitgebracht und aufgebaut. Ein kleines Fotostudio mit Beleuchtung, Hintergrund, Kamera und Haltungskorrekturen durch den Fotografen inklusive. Zunächst verhalten, dann immer freudiger wird das Angebot genutzt. Man lässt sich allein, zu zweit oder in der Gruppe seiner Mitstreiter fotografieren. Eine Vielzahl schöner Fotos entsteht hier.

Wie im Fluge ist der Abend vergangen, nach und nach löst sich die Gesellschaft auf. Man verabschiedet sich, im sicheren Wissen, sich bald, spätestens nächstes Jahr wiederzusehen.

(Peter Siebert)

3. Weihnachtsfeier 2015: vertraute, angenehme und gelöste Atmosphäre sofort raumgreifend von Holger Kohlstock

Foto: © 2015 Daniel Neculai

"Fotostudio": Holger Kohlstock und Sohn Jan
Foto: © 2015 Daniel Neculai

Als Thomas am Endes des Montagstrainings fragte, ob jemand etwas zur letzten Weihnachtsfeier für die TTT News schreiben wolle, hielt sich mein Enthusiasmus zunächst in Grenzen, da ich erstens in solchen Dingen mittlerweile gänzlich ungeübt und zur Zeit ohnehin mit Arbeit vollgestopft bin.

Weil sich zunächst aber niemand fand und ich diese kleine Aufgabe dann doch als eine gute Gelegenheit sah, mit meinem Trott zu brechen, ging ich zu Thomas und sagte ihm: "Ich mach das".

Auch wenn die TTT-Weihnachtsfeier nun doch schon erheblich längere Zeit zurück liegt, als die Dauer bis zur mit freudiger Erwartung kommenden, kann ich mich an diesen angenehmen, geselligen Abend gut erinnern.

Die mir inzwischen schon so vertraute, angenehme und gelöste Atmosphäre, sowohl beim Training als auch bei den stets sehr gut besuchten Dichterlesungen von Helmut Barthel im "Komm du", war auch bei dieser Zusammenkunft sofort raumgreifend spürbar, so dass ein bei mir bei größeren Veranstaltungen gern aufkommendes Unbehagen gar nicht erst Fuß fassen konnte.

Die letzte TTT-Weihnachtsfeier, die ich mitgemacht hatte, lag etwa 30 Jahre zurück, damals fand diese noch im Saal bei Cola, Keksen und Rock'n Roll in Stelle statt, und so war ich auch gespannt, alte Mitstreiter zu treffen, die ich lange nicht mehr gesehen hatte.

Viele Gesichter schienen mir dann, wenn auch manche erst auf den zweiten Blick und oft dann auch zunächst namenlos, vertraut oder zumindest bekannt. Durch freundliches Zunicken wurden dann erste Kontakte aufgenommen und spätestens nach den ersten Sätzen war auch diese kleine Distanz verschwunden und die Gespräche so unbefangen als hätte man sich erst gestern zuletzt gesehen.

Nach einer kurzen Ansprache mit einweisender Wegbeschreibung zu den kulinarischen Lokalitäten durch unsern geschätzten Cheftrainer Thomas Schröder, wurde das mit Spannung erwartete Buffet eröffnet. Zügig, jedoch ohne Gedränge oder gar Hast füllten die zahlreichen Gäste ihre Teller mit wohlschmeckenden Speisen, um diese dann, bei angeregten Gesprächen und Unterhaltungen mit den jeweiligen Tischnachbarn zu genießen.

Das reichliche Buffet hatte von verschiedenen Fleisch- u. Fischgerichten bis zu veganen Köstlichkeiten eine breite Palette der mediterranen Kochkunst zu bieten, so dass die Auswahl und Kombination eine große, geschmackliche Vielfalt erlaubte.

Das Tolle an solchen Buffets ist, sieht man mal davon ab, dass der Gast sich entsprechend seiner Vorlieben auswählen kann, was und wieviel er wovon und wann essen möchte, man muss von seinem Platz aufstehen und wenigstens ein paar Schritte gehen. Dabei kann man sich etwas Platz verschaffen und dadurch evtl. noch etwas mehr schlemmen.

Das ist natürlich blanke Theorie - was aber auf jeden Fall unbestreitbar ist: Die Anzahl der neuen Kontakte mit anderen Gästen potenziert sich mit der Häufigkeit der Buffetbesuche.

Was für eine Gelegenheit ...

Nach dem opulenten Mahl wurde dann noch ein Nachtisch gereicht, den ich dann allerdings zunächst ob der reichlichen Kontaktaufnahme am Buffet lieber auslassen wollte. Als meine Tischnachbarn dann aber aus dem Schwärmen nicht mehr heraus kamen und ich dann noch einmal den nun doch etwas "beschwerlichen" Weg auf mich nahm - oder hatte ich meinen Sohn geschickt? Auf jeden Fall war die Leckerei da leider vergriffen, was dafür spricht, dass diese nicht nur bei meinen Tischnachbarn ein hohes Maß an Zustimmung fand.

Dem Umstand geschuldet, dass mein Sohn Jan am nächsten Tag zur Schule musste, verließen wir etwa gegen 23:30 die Feier, die da noch im vollen Gange war, allerdings nicht, ohne mich beim Meister, der gerade im Eingangsbereich mit einigen Schüler vor der Tan Tien Tschüan- Standarte beim Fotoshooting war, zu verabschieden.

Unversehens schob mich Daniel, der den Abend mit seiner Cannon dokumentierte, zu Helmut mit den Worten "jetzt du" an dessen Seite und es entstand ein tolles Erinnerungsfoto - was für ein krönender Abschluss.

(Holger Kohlstock)

4.1. Auf gutem Wege … von Helmut Barthel

Von Anbeginn des Tan Tien Tschüan-Studiums wird zum Verständnis grundlegend physikalischer Verhältnisse der sogenannte Statik- und Gewichtsschlüssel als Beschreibungshilfe und Präzisierungsoption aller an Bewegungsprozessen beteiligten, passiven Verhältnisse eingesetzt. Das erlaubt, in der Theorie wie in der Praxis einen bis ins kleinste mechanische Detail wäg- und darstellbaren Beschreibungsbogen zu setzen, dessen reproduktive Natur das systemische Abarbeiten aller damit verbundenen Fragen auf überschaubare Weise möglich macht.

Diese in der Hauptsache erst einmal die Bewegungsökonomie betreffende und für eine didaktische Fortschreibung allzu verkürzte Einlassung der dem Tan Tien Tschüan eigenen ersten Schritte zum Wissens- und Fertigkeitserwerb kontrollierter Steuerungs- und Aussteuerungszugriffe zugrunde liegende Erläuterung sollte jedoch für die Zwecke dieses Textes reichen.

Die auf fortgeschrittenes Können und Verständnis bewegungs- und körperkontrollierter Effizienz insbesondere für die Kampfkunst folgenden Schritte beim Erlernen des Tan Tien Tschüan, welche sich dann impulsgestützter Prallketten wechselnder Standachsen und ihren unterschiedlichsten schwung- und gegenschwungdynamisierten Funktionsübertragungen von Energie und Wirkung stellen müssen, definieren den nächsten logischen Bewältigungskomplex zu Fragen der eigenkörperlichen Druckverteilung.

Aus diesen beiden Lernkomplexen ergibt sich ein derart weitreichendes Forschungs- und Studienpotential, daß es von Anbeginn der Bemühungen bereits zu überraschenden Zuwächsen an funktionaler Effizienz und körperkontrollierten Fertigkeiten führt.

Um den schwungachsengestützten Analysen und Lernformen ein weiteres didaktisches Hilfsmittel für den ersten Teil des Studiums hinzuzufügen, entwickelten einige Leute aus dem Tan Tien Tschüan-Team die Idee, diese wirksamkeitsstrategischen Erkenntnisse einmal systematisch auf konventionelle Sportanforderungen und Leistungsbemessungen anzuwenden. Mit ungeheurer Hingabe und großem Zeitaufwand haben sich dann nicht wenige Tan Tien-Aktivisten, und nicht einmal erfolglos, der Aufgabe dieses Verfahrens bis zur Prüfungsreife gewidmet. Gleichwohl kamen doch fast alle, es war im Mai 2005, nach den ersten Programmtestläufen zu der Überzeugung, diesen interessanten Forschungsansatz, der als Sportadaption in das Prüfungsverfahren des Tan Tien Tschüan aufgenommen werden sollte, wegen noch vieler offener Fragen und zeitintensiver Entwicklungsperspektiven dann doch vorerst aus dem Spiel zu lassen.

Dankenswerterweise hat René Wermke, begeisterter Tan Tien Tschüan-Aktivist, seinerzeit noch mitten im Sportstudium verankert, sein Interesse an diesen Problemen nie preisgegeben, sondern mit persönlichem Einsatz und mit Blick auf die zentralen Fragestellungen nach Bewegungsökonomie, Verkürzungen und speziellen Schwungeffizienzen seine Forschungen fortgesetzt. Seine Methoden und Lösungsvorschläge hat er auf diesem Wege zu einer theoretisch gefestigten und praktikablen Reife gebracht, daß er sie indessen als eigene Methode unter der Bezeichnung "INTERKINETIX" einer am Studium und an der Praxis bewegungsökonomischer Verfahren interessierten Allgemeinheit als sicheren Zugewinn anbieten kann.

Wir freuen uns auf jeden Fall aus vielen Gründen, daß es René Wermke gelungen ist, heute nach unserem Erachten ein höchsteigenes zielsetzungs- und methodenverwandtes Funktionsstudium entwickelt zu haben und angemessen gereift einem interessierten Publikum anbieten zu können.

Wie anders als mit Renés eigener Darlegung seines sport- und bewegungsverbessernden Lern- und Studienangebotes konnten wir an dieser Stelle unsere Ausführungen am Thema abschließen?

4.2. INTERKINETIX von René Wermke

Foto: www.interkinetix.de

René Wermke
Foto: www.interkinetix.de

Philosophie

INTERKINETIX bedient sich moderner wissenschaftlicher Erkenntnisse, um die Inhalte östlicher Kosmologien, wie z.B. Ying & Yang oder Ch?i, zu entmystifizieren und mit bewährten und vertrauten westlichen Mustern in Sport, Gesundheit und Beruf zu einem eigenen individuellen Ganzen zu kombinieren. Die transparente wissenschaftliche Herleitung und Beweisbarkeit liegt INTERKINETIX hierbei ebenso am Herzen, wie der Raum für Mystik und Spiritualität.

Nachfolgende Textpassagen entstammen den Diplomarbeiten "Phänomen Kraft" sowie "Der Integrierte Schwung" und vermitteln wesentliche wissenschaftliche Hintergrundinformationen zu den vier Bewegungselementen.

"Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden." Zitat: Arthur C. Clarke

Wissenschaft

Impuls

Foto: www.interkinetix.de

Foto: www.interkinetix.de

Gemäß dem ersten Newtonschen Bewegungsgesetz verharrt ein Körper aufgrund der Trägheit ohne Krafteinwirkung im Zustand der Ruhe. Damit etwas in Bewegung kommt, bedarf es eines Impuls.

Im menschlichen Körper werden Schwünge durch Muskelimpulse eingeleitet. Damit Impulse im Körper transportiert werden können, müssen Schwünge fließend ineinander übergeleitet werden.

Nach MEINEL (1971, 200) tritt ein Bewegungsfluss im räumlichen Verlauf in Erscheinung, wenn alle Richtungsänderungen in runder, kurviger Form verlaufen. Wo "Ecken" im Bewegungsverlauf auftreten, ist die Bewegung nicht fließend und damit auch nicht ökonomisch.

Des Weiteren ist es für einen optimalen Bewegungsablauf wichtig, dass sich im zeitlichen Verlauf die Geschwindigkeit nicht plötzlich, sprunghaft oder abrupt, sondern in allmählichen Übergängen ändert. Eine sprunghafte Tempoänderung oder ein zwischenzeitlicher Stillstand eines Körperteils oder des Gesamtkörpers ist immer Zeichen eines schlechten Bewegungsflusses und damit auch Kennzeichen einer unökonomischen Bewegung (vgl. MEINEL 1971, 201)

Besonders also die Umkehr eines Bewegungsablaufs oder der Bewegungsrichtung werden in der Sportwissenschaft als problematisch betrachtet. Für diesen Punkt wurde der Begriff Knotenpunkt geprägt. INTERKINETIX hat ein Trainingsprogramm entwickelt, das Sie darin schult, Schwünge und Übergänge so zu gestalten, dass der Impuls über Knotenpunkte hinweg aufrecht erhalten bleibt.

Achsen

Foto: www.interkinetix.de

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Am Beispiel eines Schrittes lässt sich anschaulich verdeutlichen, warum ein hoher Achsendruck beim Aufsetzten des Fußes auf den Boden zu Energieverlusten führt. Innerhalb von 0,02 Sekunden muss das aufsetzende Bein 60 Prozent des Körpergewichtes auffangen (vgl. PERRY 2003, 21).

Boden-Reaktions-Kraft Messungen zeigen, dass mit der Kollision, d.h. dem Auftreffen des Körpergewichtes auf dem Boden, eine Kraft von gleicher Größe, aber umgekehrter Richtung hervorgerufen wird (vgl. PERRY 2003, 20). Dabei entstehen Belastungen für Gewebe, Gelenke, Knochen und Muskulatur, die als Stoßdämpfer herhalten müssen.

Beim Gehen und Laufen entsteht an den Achsen ein Druck als Folge des Bodenaufpralls. Damit die Belastungen gemindert werden können, muss der Körper vor Beginn des Bewegens in einem anderen axialen Verhältnis zur wirkenden Schwerkraft organisiert werden.

INTERKINETIX hat Ergebnisse aus der Bewegungsforschung aufgegriffen und daraus ein Trainingsprogramm entwickelt, das die Druckbelastung im Körper beim Laufen und Gehen reduziert.

Statik und Gewicht der Muskeln

Foto: www.interkinetix.de

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Bewegen wir unseren Körper oder einen Stein, müssen wir die Trägheit überwinden. Ohne äußere (z.B. Boden) und innere Widerstände (z.B. Hebel und Knochen, an denen unsere Muskeln befestigt sind) könnten wir jedoch keine Kraft einsetzen (vgl. JACOBY 1994, 473). Kraft braucht also einen Widerstand, um wirken zu können. Beim Heben eines Steines fühlen wir die Kraft als Zusammenpressen oder Zusammenziehen der Muskeln. Alternativ ließe sich dieses Gefühl als Krampf beschreiben. Tatsächlich geht das Wort Kraft zurück auf die indogermanische Wurzel "drehen, winden, sich zusammenziehen, verkrampfen" (vgl. DUDEN 1989, 382).

Wenn man dem Hinweis aus der Etymologie folgt, könnte Kraft also eher als etwas verstanden werden, das unsere Bewegung verhindert (vgl. Landmann 2002: 204). Krampf bzw. Kraft ist demnach der Widerstand gegen den eigenen Körper.

INTERKINETIX ist den Hinweisen aus der Etymologie gefolgt und hat ein Trainingsprogramm entwickelt, das Sie darin schult, mittels Spannungswechsel zwischen Muskelgruppen einen Tonus zu entwickeln, der verhindert, dass Blockaden und Widerstände entstehen.

Schwungintegration

Foto: www.interkinetix.de

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Das Studium der vier Elemente ist die Voraussetzung für ein Bewegen, das den Impuls nun außerhalb von Brechung und Aufprall definiert und, für eine befristete Zeit, von allen mechanischen Elementen wie Achsen, Statik und Gewicht frei hält.

Dabei werden die statischen Verhältnisse im Körper so flexibel gestaltet, dass man von einer ständigen Veränderung der statischen Organisation des Körpers im beweglichen Verbund sprechen könnte, mit der Impulse transportiert und übertragen werden. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass die Spannungen in den Muskeln normalerweise sehr unterschiedlich verteilt sind. So gibt es immer Bereiche, die mehr Spannungen aufweisen und solche, die weniger angespannt sind, es besteht also ein statisches Ungleichgewicht. Mitbestimmend für diese Ungleichverteilung sind die an den Achsen durch Auf- und Abprall entstehenden Spannungs- und Druckverhältnisse.

Indem vor jedem Aufprall oder jeder Umkehr eine Änderung der Bewegungsrichtung auf kleinsten Raum durch ständiges Lösen von Körperteilen (sowohl von einander als auch in sich) aktiv (induziert durch Relaxation und Kontraktion mit angemessener Wechselgeschwindigkeit) stattfindet, wird eine Spannungsverteilung (Tonus) über den Gesamtkörper hergestellt, die in Verbindung mit dem Schwung (Lösen vom Druck) dazu führt, den Impuls zu erhalten, bzw. den Schwung in die Gesamtkörperaussteuerung zu integrieren.

Literaturverzeichnis

DUDEN (1989): Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache 2. Auflage Mannheim
JACOBY, H. (1994): Jenseits von 'Begabt' und 'Unbegabt', Hamburg
LANDMANN, R. (2002): Taijiquan, Konzepte und Prinzipien einer Bewegungskunst; Analyse anhand der frühen Schriften, Hamburg
SCHNAITER, M. (2008): Phänomen Kraft, Diplomarbeit, Hamburg
MEINEL, K. (1971): Bewegungslehre, 4. Auflage, Berlin
PERRY, J. (2003): Ganganalyse, Norm und Pathologie des Gehens, Jena, München
WERMKE, R. (2008): Der Integrierte Schwung, Diplomarbeit, Hamburg

© by René Wermke | Interkinetik
Internet: www.interkinetix.de

5. Warum ist Bodhidharma nach China gekommen?

Eine besinnliche Geschichte von Helmut Barthel

Foto: © 2015 by MA-Verlag

Helmut Barthel erzählt …
Foto: © 2015 by MA-Verlag

Ming ist längst tot. Den Übergang hat er gar nicht gemerkt. Er wundert sich, weil der Abt plötzlich zu den Mönchen spricht: "Unser Meister und Bruder Ming ist in das Nirvana eingegangen."

Es sieht aus, als ob die Mönche, die sich in seiner Zelle versammelt haben, alle gleichzeitig eine Verbeugung machen. Hier erst entdeckt Ming die erste Besonderheit. Er hat einen nie gekannten Klarblick. Gleichzeitig mit der gewöhnlichen Beobachtung kann er auch alle unsichtbaren Dinge seiner Umgebung erkennen. So sieht er nicht nur die gebeugten Köpfe seiner Klosterbrüder, sondern erkennt ihre wahre Einstellung. Er denkt sich, daß dies die Seelen seiner Mitbrüder sein müssen. Ihm fällt auf, daß seine beiden Freunde Pei und Nan als einzige fassungslos auf seinen Körper herunterstarren. Während seine beiden Freunde in Seele und Körper übereinstimmen, zwingen die anderen ihrem Gemüt das Joch des Rituals auf.

Der Abt beginnt, monoton die Sutren zu rezitieren. Das ist für diese Gelegenheit so festgelegt. Aus der Versammlung der Mönche ertönen rhythmisch die rituellen Antworten. Ming kann sehen, wie die Beteiligten nach und nach in große Übereinstimmung kommen. Ihre Seelen werden freier bei dem feierlichen Akt. Da, plötzlich, wird Ming von einem grenzenlosen Schrecken erfaßt. Ihm kommt zu Bewußtsein, daß er tot ist.

Einige Augenblicke dauert der furchtbare Kampf. Dann ist es, als öffne er die Augen wieder. Er sieht sich selbst oder seinen Körper auf dem Schlafbrett in seiner Zelle liegen. Gleichzeitig befindet er sich mitten unter den Mönchen, die dichtgedrängt vor seinem Lager stehen. Obwohl er sieht, wie alle ihre Münder bewegen und die Köpfe wiegen, hört er nichts mehr.

Hatte er nicht noch vor kurzer Zeit die roten Strahlen der untergehenden Sonne durch sein kleines, westwärts gelegenes Zellenfenster gesehen? Die Dunkelheit der Nacht, die schwer vor dem Fenster liegt, beginnt ihn gefangenzunehmen. Er fühlt sich durch den kleinen Schlund seines Zellenfensters immer mehr angezogen. Dabei überkommt ihn eine Angst, die stärker ist als zuvor. Ihm gelingt es aber, die Angst als den verzweifelten Wunsch zu erkennen, nicht zerrissen und in einen namenlosen Schwindel gezerrt zu werden. Dann, als wär' das alles nur ein Rausch, bekommt er wieder Halt. Es scheint ihm, als ob er wieder auf festem Boden steht. Noch kann er nicht unterscheiden, welche Beschaffenheit dieser wohltuende Halt hat. Immer weiter drängt es ihn zum Erkennen. Er hört eine Stimme. Sie tut gut und lockt. Er glaubt, Worte zu verstehen. Sie werden von der Stimme ständig wiederholt. Die Stimme ruft: "Erinnerst du dich, erinnerst du dich ... du warst nie wirklich in Gefahr ... nie wirklich in Gefahr. Du bist unsterblich ... unsterblich. Sammle deine Kräfte und verweile. Bleibe in friedvollen Absichten zum Nutzen aller Lebewesen ... friedvollen Absichten zum Nutzen aller Lebewesen."

Die letzten Worte werden ununterbrochen wiederholt. Sie bekommen Form und Farbe. Sie wachsen aus und verschieben sich im Raum. Mit einem Ruck, als würde der ganze Raum durchgeschüttelt, kommt überraschend alles, was er sieht, zum Stillstand, und Ming erblickt die Dinge klar vor sich. Auch die Stimme ist deutlicher als vorher. Sein Körper liegt auf der Pritsche, und die untergehende Sonne wirft ihren Schein genau auf das Gesicht. Am Fußende sind zahlreiche Kerzen aufgestellt. Neben dem Totenlager hockt ein Mönch, der sein Gesicht dicht an die Ohren der sterblichen Hülle hält und eindringliche Worte flüstert. Jetzt weiß Ming, wer der Urheber der beruhigenden Worte ist, die ihn so aufmerksam und sicher werden lassen. Tatsächlich ziehen ihn die Worte immer näher an seinen toten Körper heran. Es kostet ihn zunehmend weniger Mühe, den Sinn von dem, was die Stimme beschwörend rezitiert, zu begreifen. Mittlerweile kann er direkt in das Antlitz des Mönches sehen, und er weiß, daß er Nan vor sich hat.

Als hätte Nan es bemerkt, unterbricht er seine friedvolle Rezitation und blickt ihm gerade ins Gesicht. Dann beginnt er aufs neue mit der gleichen, sanften Stimmlage zu sprechen: "Von Angesicht zu Angesicht werde ich dich nun setzen. Von Angesicht zu Angesicht ..." Oh, wenn dieser Bruder nur wüßte, was er anrichtet, er würde sofort aufhören damit. Das Entsetzen übersteigt alles, was Ming bisher erlebt hat. Er droht zu zerspringen. Irgendwie möchte er sich dem Freund bemerkbar machen, um ihm anzuzeigen, welche Schrecken diese unvermutete Zauberformel für einen, der gerade gestorben ist, verbirgt. "... von Angesicht zu Angesicht!"

In Panik müht Ming sich, die Ohren zu schließen. Doch sein Körper liegt da und kann sich nicht rühren. Das Grausige wird unvermeidbar. Er muß es ertragen. Für einen Augenblick glaubt er, wieder seinen alten Körper zu spüren. Er will sich aufbäumen.

*

Und dann beginnt die Fahrt. Alles scheint nur noch Geschwindigkeit zu sein, die unablässig zunimmt. Am liebsten möchte Ming sich aufgeben, da taucht er wieder auf. Angenehm hell und still wird ihm. Er ist immer noch da. Das Licht leuchtet in der Farbe einer warmen Holzkohlenglut. Er glaubt, sich auf einem Berg zu befinden, denn bevor er sich ringsum richtig umschauen kann, sieht er schon von unten einen fernen Reiter gemächlich auf sich zukommen. Ming findet nicht einmal die Zeit, seine Gedanken zu ordnen, weil der Reiter, obgleich er sich langsam bewegt, schnell näher kommt. Die Konturen von Mensch und Tier werden ganz deutlich, dennoch weisen sie dasselbe warme Glühen auf, wie es die ganze Landschaft durchzieht. Auf dem Tier, es ist ein müder Ochse, sitzt ein alter Mann. Eingehüllt in einen groben Lumpen und geschmückt von einem verfilzten Haarkranz und einem langen, dünnen Kinnbart, der bis auf den Rücken des Ochsen fällt, sitzt der alte Mann doch aufrecht und kraftvoll. Er wiegt sich leicht in dem Rhythmus der plumpen Gangart seines Ochsen.

Unwillkürlich fällt Ming die Legende von dem alten Lao Tan ein, der sein Heimatland auf einem Ochsenrücken verließ und einem Zöllner die Weisheit des Tao Te King vermachte. Er galt als der Spender des Tao, als der große, gelbe Alte.

Ming gerät fast außer sich vor Freude. Ist das nicht ein untrügliches Zeichen dafür, daß er, Ming, endlich die Tore der Geburt und des Todes hinter sich gelassen hat? Sollte alles Leiden ein Ende haben? Der weise Alte aber reitet vorbei, ohne sich einmal umzuwenden. Ming zögert nicht lange und läuft ihm nach. Nach einigen Schritten schon löst sich der Reiter samt Tier in der sanften Rotglut der Umgebung auf und ist nicht mehr zu sehen.

Ming erinnert sich: von Angesicht zu Angesicht setzen! Oh, welch ein Geschenk, den harten Tatsachen viel näher zu sein, als die Wahrheit in den tausendfältigen Masken irdischer Existenz zu umschmeicheln. Lächerlich, als würde sich die Wahrheit mit Geist und Witz zügeln lassen!

Ming hockt sich nieder in den Lotossitz, beruhigt seine Verwirrungen und lenkt seine Aufmerksamkeit auf die Tatsachen. Er hat dabei die Vision vom Meer, in dem das Wasser gesetzmäßig zuerst den tiefsten Punkt erreicht. Tiefer und tiefer versinkt er in Meditation mit offenem Gesicht. Das rote Glühen und die Umgebung bleiben gleich, dennoch ist es Ming, als würde er stiller und stiller. Da steht der Ochse mit dem Reiter wieder vor ihm als wäre ein Licht entflammt. Unerschrocken und in geübter Ausgeglichenheit spricht Ming den Alten an: "Bist du Lao Tan, den man auch Lao Tze nennt?" - "Nein", sagt der Alte, "ich bin ein alter Mann, der auf einem Ochsen reitet." - "Oh!" kann Ming darauf nur erwidern. - "Du bist sicher ein Sucher des Weges", fragt nun der Alte zurück. Nachdenklich hebt Ming seine Schultern und sagt: "Nach meinem Wissen um die Lehre glaubte ich bisher, den Weg schon gemeistert zu haben - jetzt bin ich unsicher."

Er will dabei aufstehen, um dem Alten seinen Gruß zu entbieten. Dieser zeigt ihm durch eine schroffe Handbewegung jedoch an, daß er auf seinem Platz sitzen bleiben solle. "Ich sehe", beginnt der Alte wieder, "daß du in deinem Dasein als Mensch den Ruf eines Meisters hattest. Die Weisheit, die du in jener Zeit gesammelt hast, wird dir bei dem, was ich dir zeigen werde, helfen."

Ming sitzt ruhig und mit gekreuzten Beinen da. Bei den letzten Worten des Alten hat sich die Landschaft sehr verändert. Das dunkelrote Glühen wird von einem milchigen Glanz abgelöst, der zunehmend durchsichtig und klarer wird. Ein helles Schimmern durchdringt und umspielt ihn. Still und abgeschlossen ist die Freude, die sich in seinem Herzen ausbreitet. Alles ist in leichter, schwebender Bewegung. Da sieht Ming die Umrisse einer menschlichen Gestalt. Obwohl die Gestalt durchsichtig ist, kann er sie genau erkennen. Gleich ihm hockt dieser Mensch im Lotossitz. Wenn hier die Beschreibung überhaupt noch richtig ist, kann man sagen, er trägt ein nahezu unsichtbares Gewand und ist am Kopf kahlgeschoren. In einem feinen Rhythmus wiegt er sich hin und her; dabei schwebt er leicht wie eine Daunenfeder in den zarten Strömungen. Die zarten Strömungen aber gehen unverkennbar von ihm selbst aus. Sie sind es auch, entdeckt Ming mit Erstaunen, die ihn langsam in den sanften Rausch einer inneren und äußeren Gelöstheit versetzen. Ming fühlt sich in der allumfassenden Spende dieses fließenden Glücks erfrischt und möchte bleiben.

Wie ein Traumbild schwindet das Erleben. Er sieht sich wieder dem Alten mit dem Ochsen gegenüber und alles glüht im vertrauten Rot. Ein wenig erschrickt Ming, entdeckt dann aber, daß er gar nicht wirklich in diesem Zustand ewigen Fließens und klarer Erfrischung aufgehen wollte. Eine unbestimmte Furcht hatte ihn zurückgehalten. Er sieht zu dem Alten fragend hinauf. Der sagt leichthin: "Das eben war ein Bodhisattva in seinem Reich. Man nennt dieses Reich das Land der milden Klarheit."

Entzücken durchrieselt Ming, weil er bei den Worten an das Erlebnis zurückdenken muß. Erkenntnistrunken meint er: "Um wieviel mächtiger muß die Glückseligkeit und der Friede im Nirvana des Gautama Buddha sein! Es dürfte doch nur eine Frage des guten Willens sein, zum Erhabenen und seinem Reich zu gelangen." Ming schaut den Alten offen an. Der schüttelt langsam seinen Kopf.

Ohne Übergang findet Ming sich im Zentrum eines großen Kreises wieder. Alles ist leicht und schwebt. Der Kreis selbst wird durchzogen und verbunden von lebenden Bändern. Sie sind flauschig und warm. Ming muß an die Speichen eines Rades denken, wenn er die weichen Fäden von ihrem Mittelpunkt nach außen und wieder zurück nach innen verfolgt. Zwischen den Bändern wallen und formen sich rauchähnliche Schleier. Sie bilden mit quirliger Lebendigkeit die herrlichsten Formen und geheimnisvolle Zeichen. Alles ist in Bewegung. Die Zeichen, die sich unablässig neu formen, weisen Ming in immer tiefere Geheimnisse ein. Und weil er ihre Bedeutung verstehen kann, macht es ihn vor Freude zittern. Mitten im Kreis sitzt er nun und füllt sich und alles ringsum mit spannungserregtem Beben.

Wäre er ein klein wenig unaufmerksamer gewesen, hätte er den anderen Menschen nicht bemerkt, der wie er im Mittelpunkt des Gewebes sitzt. Dieser zittert und bebt aber so sehr, daß es ihm die Schleier und Feuchtigkeit aus allen sichtbaren Öffnungen treibt. Weil dieser Anblick so zwingend ist, wird Ming zurückhaltender. Jetzt fallen ihm der Rausch und die Triebe auf, die den anderen beherrschen. Ihm wird der Sinn der kraftvollen und ekstatischen Schwingungen dieses Menschen verständlich. Um alles in der Welt muß dieser Mensch dafür sorgen, in der Mitte des flauschigen, alles umschlingenden Kreisgebildes zu verweilen.

Ming ist nicht mehr verwundert darüber, nun wieder neben dem Alten auf dem Berge im rotglühenden Schimmer zu sitzen. Gleich wirft er die Frage auf: "Wo aber ist nun der Erhabene und das Nirvana?" Der Alte antwortet: "Den Erhabenen hast du eben getroffen. Wenn du allerdings den Gautama meinst, von dem man sagt, er war ein Fürstensohn und hätte in der Hauslosigkeit die Erleuchtung und den Frieden gefunden, so kann ich dir versichern, es hat ihn nie gegeben. Wohl aber gibt es den Erhabenen, der den Weg der Mitte - also der acht Tugenden - herausgefunden und gelehrt hat. Eben den hast du gerade gesehen."

Enttäuscht über diese endgültige Wendung fügt Ming noch die Frage hinzu, welches Schicksal die Heiligen, die Yogis und die Asketen wohl ereilt haben möge. Sein trauriges Auge wird auf eine braune, düstere Ebene gelenkt. Da sitzen sie mit gekreuzten Beinen, da stehen sie auf dem Kopf oder auf einem Bein, da liegen sie gekrümmt oder ausgestreckt in einem angenehmen, moosgrünen Licht auf erdbraunen Polstern, die Heiligen und die Asketen. Manchmal platzt einem der Bauch oder der Kopf. Da kommen dann viele kleine Asketen herausgeschwebt, die sich um den geplatzten niederlassen. Ming kann richtig sehen, wie sie wachsen.

*

In dem dunkelroten Licht auf dem Berge glaubt Ming zu erkennen, wie der Alte ihn geduldig anblickt. Ming ist traurig und im Zweifel. Wie soll er die Wahrheit herausfinden! Noch einmal ziehen alle Erfahrungen an ihm vorbei, die er lange Jahre als Lehrer und Meister in seinem Kloster gesammelt hatte.

Wie oft kamen seine Schüler mit den Fragen zu ihm, die ihre Herzen bewegten. Er hatte sie immer gut verstanden, ihre Fragen und ihre Verzweiflung. Jahrelang haben viele geforscht und gekämpft. Dabei kam ihnen mehr und mehr zu Bewußtsein, daß alle heiligen Schriften und Regeln wie auch das Wirken ihrer buddhistischen Idole überhaupt nicht in Einklang mit ihren eigenen Erfahrungen zu bringen waren. Im Gegenteil, alle Mühen erwiesen sich als Illusionen und Lügen. Irgendwann kam dann der Moment, daß diese armen Menschen fast überzeugt waren, die ganze Mühe ebensogut sein lassen zu können. An diesen Tiefpunkten ihrer Gefühle und Gedanken angelangt, kamen die Schüler zu ihm, um mit der entscheidenden Frage Gewißheit zu erlangen; und was hatten sie alles gefragt.

Wer ist der Buddha? Das bedeutete für sie soviel wie die Frage: Gibt es den Buddha überhaupt? Oder häufig tauchte die alle bewegende Frage auf: Weshalb kam Bodhidharma nach China? Das war immer die Frage, warum der große Missionar des Buddhismus, wenn er selbst wußte, daß der Buddhismus und seine Lehre völlig gegenstandslos und unwichtig waren, so sehr zur Verbreitung dieser Lehre beigetragen hat. Ming denkt daran, wie er diese letzte Unsicherheit seiner Schüler auch noch immer zu vertiefen und zu bestätigen versuchte, indem er sie schroff anbrüllte oder auf irgendeine Nebensache verwies, ohne sich auch nur einen Deut um die Frage zu kümmern. Vielen hat es die Augen geöffnet, und sie haben getanzt oder vor Freude auf ihn eingeschlagen. Sicher haben viele von ihnen jetzt selbst Schüler um sich versammelt, die sie streng in das Geheimnis der Erleuchtung einführen. Bei seinen Überlegungen begreift Ming, daß es wieder einmal soweit ist, und die Gelegenheit keinen Aufschub duldet. Er ist nicht ängstlich - nur ein wenig aufgeregt, weiß er doch genau, worauf es ankommt. Also fragt er den alten Weisen auf dem Ochsen: "Weshalb kam Bodhidharma nach China?" Ming wird vom Lachen geschüttelt, zerrissen, und er erkennt die ganze Wahrheit.

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Wieder zerrt eine Herbstbö viele herrliche, rote Blätter von den Zweigen des großen, alten Ahornbaumes. Die Sonne scheint durch den Wipfel des mächtigen Baumes, und die verbliebenen Blätter glühen rot wie Laternen auf einem Gartenfest. Ein Käfer kriecht aus dem Blättergewirr am Boden. Auf seinem Rückenpanzer hat sich eine Blattlaus festgesetzt. Unbeirrt krabbelt das Tier über die Erdfurchen des Klostergartens. Der kristallklare Bergbach, der hier vorüberfließt, ruft den Wolken glucksend seine Grüße zu. Dicht am Boden, zwischen dem Wurzelwerk, klammert sich ein taubesetztes Spinnennetz. Rundum schießen die Pilze aus dem Boden, und es sind schon wieder kleine Pilze hinzugekommen. Es ist Nachmittag, und der Klostergarten lebt sein stilles Leben.

Erstveröffentlicht in MARTIAL ARTS Nr. 9, August/September 1988
Magazin für Kampfkunst und Philosophie
Herausgeber: MA-Verlag
Dorfstr. 41, 25795 Stelle-Wittenwurth

6. Krieger-Ente

Jackie Chan zu Ehren

© 2016 by MA-Verlag

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7. TERMINE

7.1. Jahresabschlußfeier

2016 findet die Jahresabschlußfeier im Kaiser Pavillon statt, Cuxhavener Strasse 355, 21149 Hamburg, in Neugraben, ehemalig Autohaus Opel Rubbert, Tel.: 040 769 607 19 (direkt an der B73 Ausfahrt HH-Heimfeld; ca. 50m vom S-Bahnhof Neugraben, kostenlose Parkplätze).
Beginn: Mittwoch, den 7. Dezember 2016, 19:00 Uhr.

7.2. Ferien

Weihnachtsferien

HAMBURG (27.12.2016-06.01.2017)

Nach den Weihnachtsferien beginnt in Hamburg der Unterricht für alle Gruppen wieder ab Montag, den 16.01.2017 zu den bekannten Terminen an den bekannten Orten.

HEIDE/HOLSTEIN (23.12.2016-06.01.2017)

Nach den Weihnachtsferien beginnt in Heide der Unterricht wieder ab Donnerstag, den 19.01.2017.

7.3. Prüfungen und Lehrgänge

Für das Jahr 2017 sind insgesamt zwei Prüfungen und vier Lehrgänge vorgesehen. Die genauen Zeitplanungen dazu werden allen Aktiven bis spätestens zum 6. Februar 2017 mitgeteilt.

Viele gut gelaunte Stunden im übrigen und ein durchweg erholsames Fest wünscht allen Tan-Tienern von Herzen das Trainer-Team und daß wir uns im neuen Jahr doppelt fit und aktiv wiedertreffen.

8. Ch'i-Ti

Ch'i-Ti denkt noch lange nach - und er beißt sich auf die Lippe: - 'Wie bleib' ich am besten wach, - wenn ich von der Stange kippe?' - Graphik: © 2016 by MA-Verlag

Graphik: © 2016 by MA-Verlag

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