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TTT News 27

Inhaltsverzeichnis

1. Termine
    - Lehrgang, 3. Teil
    - Prüfungen
    - 100-Jahresfeier des Sport Clubs Teutonia, 19.06.2010
    - Ferien

2. Drei Berichte zur Jahresabschlußfeier am 9. Dezember 2009

3. Gratiskurs im Krieger-Enten-Stil

4. Zwei Berichte zum Lehrgang "Schieben, Stoßen, Ziehen", Teil 2, am 28. Januar 2010

5. Ch'i-Ti

1. TERMINE

Lehrgang, 3. Teil

Die Fortsetzung des Lehrgangs "Schieben, Stoßen, Ziehen", Teil 3, findet am Donnerstag, den 2. September 2010, von 19:15 bis 21:00 Uhr in Heide/Holstein am Werner-Heisenberg-Gymnasium statt. Zu diesem Lehrgang sind ausschließlich nur diejenigen Teilnehmer zugelassen, die bereits am 1. Lehrgang vom 19. März 2009 teilgenommen haben.

Prüfungen zum 1., 2., 3. und 4. TT-Mobil

Die anstehenden Prüfungen zum 1., 2., 3. und die Wiederholungsprüfung zum 4. TTM werden am Donnerstag, den 1. Juli 2010 wie bislang üblich im Werner Heisenberg-Gymnasium (Kleine Halle), Rosenstraße 41, 25746 Heide/Holstein, 19:15 bis 22:00 Uhr stattfinden.


100-Jahresfeier des Sport Clubs Teutonia, 19.06.2010

Auch die Tan Tien Tschüan-Abteilung präsentiert sich bei der großen 100-Jahresfeier des Sport Clubs Teutonia mit einem Stand und gesprächsbereiten Aktivisten und Sportlern, um jedem Interessierten und Kampfkunstbegeisterten am 19. Juni 2010, etwa zwischen 13.00 und 19.00 Uhr, Rede und Antwort zu stehen.

Ferien

Pfingstferien

HAMBURG (14.05.-22.05.2010)

Nach den Pfingstferien beginnt in Hamburg der Unterricht für alle Gruppen wieder ab Dienstag, den 25.05.2010.


HEIDE/HOLSTEIN

Wegen Himmelfahrt fällt am Donnerstag, den 13. Mai 2010 in Heide einmal das Training aus und setzt sich am Donnerstag, den 20. Mai 2010 wieder fort.


Sommerferien

HAMBURG (08.07.-18.08.2010)

Nach den Sommerferien beginnt in Hamburg der Unterricht für alle Gruppen wieder ab Freitag, 20.08.2010 (mit Dreifuß).


HEIDE/HOLSTEIN (12.07.-21.08.2010)

Nach den Sommerferien beginnt in Heide der Unterricht wieder ab Donnerstag, den 26.08.2010.

2. Drei Berichte zur Jahresabschlußfeier am 9. Dezember 2009

West-östliches Weihnachten

Helmut Barthel im Gespräch mit dem Restaurantbesitzer des Tsing Li Herrn Kok

Helmut Barthel im Gespräch mit dem Restaurantbesitzer des Tsing Li Herrn Kok

Daß für eine Weihnachtsfeier der Tan Tiener die bunte, warme, gastliche Gemütlichkeit des China-Restaurants die goldrichtige Umgebung ist, erfuhren in Heide die zum traditionellen festlichen Jahresabschluß von näher und ferner herbeigeströmten beinah hundert Feierlustigen am Abend des 9. Dezembers. Mitten in Hektik und Schnelle der jedem davonrasenden Zeit (s. die Verspätung des Chronisten!) erlebten sie so etwas wie die Einkehr in eine Oase, einen kurzen Augenblick der Zeitlosigkeit.

Für diese Oasenatmosphäre sorgten nicht etwa körperliche Entspannung nach dem Tagesstreß oder die kulinarische Erquickung, die üppigst und überaus köstlich vorhanden war und bestimmt zur festlichen Stimmung beigetragen hat. Sondern ausschlaggebend war das Gefühl von Verbundenheit und Geborgenheit, was man normalerweise bei gesellschaftlichen Anlässen und gerade auch bei Weihnachtsfeiern so niemals antrifft.

Natürlich verursacht die Hokusai-Woge auf der Standarte eine andere Bewegung unter den Feiernden als die goldenen Schwingen schwebender Weihnachtsengel, und auch das Gewoge rauschender Gespräche hat eine andere Auswirkung als der Gesang vertrauter Weihnachtslieder. Aber sicher ist, daß während all der Stunden auch nicht einen Moment lang irgendjemand irgendetwas vermißt hätte bei diesem Fest der Freunde. Und obwohl nirgendwo ein weißer Rauschebart mit rotem Umhang zu sehen war, gab es ebenso sicher für keinen der versammelten Kampfgenossen den leisesten Zweifel, daß der Weihnachtsmann den ganzen Abend mitten unter ihnen war.

Irene H., Februar 2010

Jahresabschlußfeier am 09.12.2009

In 9 Monaten ist schon wieder Weihnachten, da wird es Zeit, einige Worte über unsere letzte Jahresabschlußfeier vom 09.12.09 zu sagen, denn die war - wie übereinstimmend zu hören ist - ein wirklich schöner Jahresabschluß.

Dieses Mal trafen wir uns im China-Restaurant Tsing Li in Heide, das sich mit seinem angenehmen und stimmungsvollen Rahmen als bestens geeignet für unser Zusammensein erwies. Einen besonderen Blickfang boten die beiden prächtig gestalteten erstmals mitgebrachten Tan Tien-Standarten.

Von ihnen beschirmt hatten wir das gesamte Lokal mit seinen zwei Räumen für uns, die wir aber auch bis auf den letzten Stuhl und darüber hinaus ausfüllten, denn fast alle Tan Tien- und Dreifuß-Schüler, Kinder, Erwachsene und Senioren mit Freunden und/oder Familienangehörigen aus Hamburg, Heide, Hannover usw. waren gekommen. Außerdem sehr viele Leute aus dem gesamten Umfeld, Trainer und Schüler aus anderen Kampfsport- und Sportarten und Freunde von früher, teilweise von weit her angereist.

Sich in entspannter Atmosphäre treffen zu können, die Gelegenheit zu haben, mit Helmut Barthel zu sprechen, sich teilweise nach längerer Zeit einmal wieder zu sehen, spannende Gespräche zu führen oder auch sich einfach nur miteinander auszutauschen, etwas voneinander zu erfahren - das war einfach schön.

Das gut ausgestattete Buffett, von Suppe und Salat als Starter bis zum Abschluß mit gebackenen Apfelscheiben und Banane im Honigmantel, lockte mit seinen vielen leckeren Speisen zum mehrmaligen Befüllen der Teller. Und auch hier hörte das Miteinander-Reden nicht vor den Töpfen und Schüsseln auf, im Gegenteil!

Für uns Tan Tiener scheint es selbstverständlich zu sein, daß Menschen aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen, weltanschaulichen Orientierungen und Altersklassen sich mit Freude und großem Respekt voreinander begegnen, wo Graduierungen keine große Rolle spielen, sondern die persönliche Mühe.

Angela Steiner, Helmut Barthel, Jan Silberstorff, Manfred Steiner

Angela Steiner, Helmut Barthel, Jan Silberstorff, Manfred Steiner

Uns verbindet das gemeinsame Interesse, das Engagement, immer wieder vorgelebt von Helmut Barthel ... ich glaube, darum können wir in dieser besonderen achtungsvollen Form miteinander trainieren und ebenso auch mit Freude miteinander feiern.

Karin S., März 2010

Jahresabschlußfeier am 9. Dezember 2009 - ein Bericht

Am Abend des 9. Dezember 2009 standen die üblichen Gäste des Spezialitätenrestaurants Tsing Li im schleswig-holsteinischen Heide vor verschlossener Tür, obwohl es im Innern des beliebten Treffpunkts der Freunde chinesischer Kochkunst hoch herging. Das tatsächlich so dicht wie selten besetzte Etablissement gehörte an diesem Abend ganz den Aktivistinnen und Aktivisten des Tan Tien Tschüan-Verbands Deutschland e.V. Die diesjährige Jahresabschlußfeier, mit der der Trainingsbetrieb auslief, zog Kampfkünstler aus den Hochburgen des Tan Tien Tschüans Hamburg und Heide sowie Gäste aus Hannover, Wolfsburg, Brüssel und anderen Städten an.

Ganze 114 Personen hatten sich, allein oder in Gruppen, mit und ohne Freund, Ehepartner oder Kind aufgemacht, um am Lüttenheid in Heide im Haus der Familie Kok nicht nur fürstlich zu tafeln, sondern das zu tun, was im Eifer des Trainings und bei den Mühen der Ebene, die es zu überwinden gilt, um die von Ferne leuchtenden Gipfel meisterlichen Könnens zu erklimmen, meist zu kurz kommt - Kontakt mit Gleichgesinnten über die Grenzen der eigenen Trainingsgruppe hinaus, fröhliche Unterhaltung, tiefsinnige Gespräche, alte Freunde treffen, neue Menschen kennenlernen. Das soziale Element will gepflegt sein, denn was ist der Mensch ohne den anderen Menschen, dem er auf einem nicht von bloßen Notwendigkeiten und Nützlichkeitserwägungen bestimmten Feld erst richtig begegnen kann.

Dementsprechend frohgestimmt war die Atmosphäre von Anbeginn des Abends an. Die Organisatoren, die noch letzte Absprachen mit dem Restaurantchef Herrn Kok zu führen und die Fahne des Tan Tien Tschüan zu hissen hatten, waren schon kurz nach 19.00 Uhr vor Ort, und nur wenig später trudelten die ersten Gäste ein. Gegen 21:00 Uhr hatten sich alle Mitglieder der Tan Tien Tschüan-Familie eingefunden, bis auf wenige freie Stühle waren alle Plätze belegt und Trainingsleiter Thomas Schröder eröffnete mit einem kurzen Willkommensgruß die Schlacht ums Büffet.

Diese verlief ganz und gar nicht so blutig, wie man es angesichts des mitunter kolportierten Negativimages des Kampfsportlers als eines bis zum Exzess aggressiven Prolls, der nur darauf aus ist, Schläge und Tritte zu verteilen, vielleicht hätte vermuten können. Der sich, wie im Tan Tien Tschüan üblich, als Forschender und Lernender verstehende Kampfkünstler erweist sich auch außerhalb seiner physisch zu bewältigenden Lehre als Mensch, der die Herausforderungen des Alltags wie das Erarbeiten kultureller Fertigkeiten auf so bemühte wie seriöse Weise zu meistern trachtet. Also läßt man dem andern auch einmal den Vortritt, weist ihn auf die besonderen Vorzüge ausgewählter Speisen hin und freut sich mit ihm darüber, daß man gemeinsam eine schöne Zeit verbringt.

Allerdings bestand auch nicht die geringste Notwendigkeit, der bei öffentlichen Veranstaltungen mit Verköstigung häufig üblichen Praxis, sich den Teller zu Lasten nachfolgender Gäste über die Füllgrenze hinaus vollzupacken, zu frönen. Herr Kok, seine Familie und Angestellten vollbrachten eine wahre Meisterleistung gastronomischen Könnens und logistischer Organisation. Die mit Köstlichkeiten aller Art - Fleisch, Geflügel, Fisch, Gemüse in verschiedenen Zubereitungsformen - befüllten Platten wurden so schnell nachgefüllt, daß stets eine Überfülle an verlockenden Speisen verfügbar war. Zubereitungen mit einer Vielzahl exotischer Zutaten wechselten sich mit Darreichungen einer ganz bestimmten Sorte Fleisches oder Gemüses ab. Weder am warmen Büffet noch an der Salatbar kamen die Genießer süßer Speisen zu kurz, die, wie die besonders umlagerten gebratenen Bananen im Teigmantel mit Honig und die sich so schnell leerende wie wieder aufgefüllte Schüssel mit dem Fruchtsalat zeigten, zahlreich vertreten waren. Wer kein Freund von Tierprodukten ist, konnte sich an frittiertem Gemüse im Teigmantel und anderen pflanzlichen Produkten gütlich tun, wer Spezialitäten wie gebratene Garnelen mochte, kam ebenso auf seine Kosten.

Im Mittelpunkt des Abends standen jedoch die Begegnungen mit anderen Tan Tienern. Am Büffet gab ein Wort das andere, hier kam man schnell ins Gespräch und konnte so die Zeit, in der man sich anstellte, auf angenehme Weise überbrücken. Der Tisch des Begründers des Tan Tien Tschüans, Helmut Barthel, war permanent von Wißbegierigen umlagert, aber auch andere aktive Lehrer wie Thomas Schröder, Günther Helbling, Dieter Uhse und René Wermke erfreuten sich des regen Interesses am Gespräch mit ihnen. Manfred Steiner von der Sportschule Kempokan in Hannover, ein international versierter Pionier der Martial Arts, nutzte die Gelegenheit zu einem Austausch mit den Lehrern und Schülern des Tan Tien Tschüan ebenso wie Jan Silberstorff, ein bekannter, in direkter Familientradition des Chen-Stils des Tai Chi Chuans stehender Kampfkunstlehrer.

Angela und Manfred Steiner, Thomas Schröder

Angela und Manfred Steiner, Thomas Schröder

Die zwei großen Räume des Restaurants Tsing Li boten neben kleineren Tischen und großen Tafeln viel Begegnungsfläche, so daß angeregten Gesprächen nichts im Wege stand. Der guten Stimmung durchaus förderlich war der Verzicht auf eine bei solchen Anlässen übliche Dauerbeschallung, war der Geräuschpegel doch schon so hoch genug. Wer zwischendurch gerne einmal zur Zigarette greifen wollte, hatte dazu Gelegenheit in einem teilweise überdachten Innenhof, der bald schon zu einem nicht minder stark frequentierten Ort des angeregten Austausches wurde. Je später der Abend, desto gelöster die Atmosphäre, was sicherlich nicht nur an den alkoholischen Getränken lag, die man bei den bienenfleißigen Serviererinnen bestellen konnte. Man kann mit Fug und Recht sagen, daß sich auch bei dieser Gelegenheit der besondere Geist des Tan Tien Tschüan ein Stelldichein gab.

Die letzten Gäste verließen mithin das Restaurant erst nach Mitternacht, nicht ohne sich vorzunehmen, bei künftigen Gelegenheiten dieser wie anderer Art wieder zusammenzutreffen. Einige Tan Tiener, die dem Training schon länger ferngeblieben waren, nahmen die Jahresabschlußfeier zum Anlaß, den Faden wiederaufzunehmen und besuchten nach der Weihnachtspause das Training. Der festliche Anlaß trug auch dazu bei, die städteübergreifenden Kontakte zwischen den einzelnen Trainingsgruppen auszubauen. Der mit der Tan Tien Tschüan-Familie zumindest in seinem Metier schon lange verbundene Herr Kok ließ es sich zum Schluß nicht nehmen, einigen Gästen anhand von mehreren Klimmzügen zu demonstrieren, wie fit man auch nach einem langen Arbeitstag in der Küche sein kann. Er hatte wie seine Gäste allen Grund, zufrieden zu sein, so daß sich alle Beteiligten schon auf die nächste Jahresabschlußfeier freuen können.

Stefan K., Januar 2010

4. Zwei Berichte zum Lehrgang "Schieben, Stoßen, Ziehen", Teil 2, am 28. Januar 2010

Bericht vom Tan Tien Tschüan-Lehrgang "Schieben, Stoßen, Ziehen" (Teil 2)

Eine stets zuverlässige Erfahrung, die Schülerinnen und Schüler des Tan Tien Tschüan auf Lehrgängen machen, ist ihre völlige Überraschung, wenn der Lehrer nach Ablauf der Zeit sagt: "Das war's." Sie waren derart konzentriert bei der Sache, daß sie nicht auf die Idee kamen, auf die Zeit zu achten. So auch beim gemeinsamen Lehrgang der Hamburger und Heider Fortgeschrittenen-Gruppe zum Thema "Schieben, Stoßen, Ziehen" (Teil 2) am 25. Februar von 19.00 bis 21.45 Uhr in der kleinen Turnhalle des Werner-Heisenberg-Gymnasiums. Da mischte sich unüberhörbar Erleichterung in das freudige "Ja!" der Teilnehmenden auf die Ankündigung des Lehrers Helmut Barthel, daß es gut wäre, das Thema in einem weiteren Lehrgang zu vertiefen, und daß dieser möglichst bald, also noch vor den Prüfungen zum TT-Mobil stattfinden sollte. Wir hatten ja bestenfalls gerade erst angefangen, uns mit den anstehenden Fragen auseinanderzusetzen!

Bereits zu Beginn des Lehrgangs, bei dem jeder zunächst im Rahmen des Schiebens, dann des Dreikorbs alle Kniffe und Tricks, von denen er glaubte, daß sie zum Erfolg führen, ausprobieren konnte, um den Partner oder die Partnerin zu bewegen, war nicht zu übersehen, daß die eigenen Konzepte und Vorstellungen nicht hinreichen, um die Aufgabe zu lösen. Obgleich beim Schieben nicht nur die Arme, sondern auch der Körper angegriffen werden durfte, konnte ein vermeintlicher Gewichtsvorteil nicht entsprechend gewinnbringend umgemünzt werden; und schon gar nicht galt dies für den Dreikorb, bei dem der Partner entweder drei Schritte gestoßen, zu Boden geworfen oder durch einen Schritt hinter ihn zu Fall gebracht werden mußte.

Das Resultat dieser schweißtreibenden Tätigkeit ähnelte sich bei den meisten: Anstatt den Partner oder die Partnerin in Bewegung zu setzen, wurden diese durch die eigenen Bemühungen eher noch stabilisiert. Nachdem wir hierbei eine Zeitlang Erfahrungen sammeln durften, griff uns der Lehrer mit dem Hinweis unter die Arme, wir sollten nicht immer das gleiche machen und uns nicht gegen den anderen werfen, sondern taktisch vorgehen. Die praktische Demonstration folgte diesem Hinweis auf dem Fuße. Dabei kam es nicht darauf an, wie es "richtig" geht, sondern wie man seine Vorstellungen mit Hilfe des Partners überprüft und, wenn sie sich als unzureichend erweisen, systematisch ausschließt.

Indem er einige typische Irrtümer und unzulängliche Korrekturversuche nachstellte, gelangte der Lehrer schließlich zu einer sehr beeindruckenden Art des Schiebens, bei der der Partner um mehrere Meter nach hinten schoß - eine gelungene Demonstration taktischen Vorgehens. Was sich einfach anhören mag, erweist sich allerdings als ein durchaus komplexes Manöver, für das es im gewohnten Bewegungsrepertoire keine Entsprechung gibt.

In der Rangliste der beliebtesten Irrtümer weit oben steht der Versuch, sich möglichst unauffällig nahe an den Partner heranzuschleichen und dann plötzlich mit beiden Armen gleichzeitig einen kräftigen Stoß nach vorn zu machen, um ihn auf dem falschen Fuß zu erwischen. Oder dem Druck zu weichen und von der Seite her neu anzusetzen, nur um sich dann doch wie gewohnt reinzuwerfen. Noch nah an unserem Verständnis ansetzend bedeutet taktisch vorzugehen in diesem Fall, mit einer Hand den Druck zu halten und mit der anderen nicht da zu schieben, wo der andere Festigkeit aufbaut, sondern da, wo er weich ist.

Als weitere Zuspitzung der Frage des Schiebens, Stoßens und Ziehens zeigte der Lehrer die Wirkung des sogenannten Wikingerschilds. Dieser eignet sich nicht nur dazu, die beliebige Wucht des anderen zu neutralisieren, sondern auch aufs trefflichste als Mittel des Angriffs. In einer Demonstration führte der fortschrittliche Einsatz des Wikingerschilds dazu, daß ein angreifender Schüler gestoppt und seine Rückwärtsbewegung, die dieser unter allen Umständen verhindern wollte, erst nach zehn Metern durch die Mattenwand beendet wurde. Bei einer Anwendung mit umgekehrter Rollenverteilung mühten sich zunächst einer, dann drei Schüler vergeblich ab, den Lehrer vom Stuhl zu ziehen. Dem noch nicht genug, gingen sie sogar unfreiwillig zu Boden.

Nun galt es für uns im Rahmen einer Partnerform, die Ausführung des Wikingerschilds zu erforschen, was bedeutete, sich mit den Irrtumsvorstellungen auseinanderzusetzen. Der Partner griff in einer einigermaßen gerichteten Bewegung an, um es dem anderen nicht unnötig schwer zu machen, und der Ausführende sollte die Wucht aufhalten und den Partner zurückbewegen. Ein wichtiger Hinweis hierbei lautete, hinter dem Schild zu bleiben. Das leuchtete insofern ein, als daß sich alles, was nicht vom Schild abgedeckt wird, angreifbar macht. Ich glaube sagen zu können, daß ich im übertragenen Sinne ständig ziemlich heftig getroffen wurde und wohl nicht der einzige war, der festgestellt hat, daß er zwar nicht weiß, wie ein Schild wirksam geführt bzw. wie der gesamte Körper hinter ihn organisiert wird, aber der zugleich genauer als zuvor gemerkt hat, welche Vorstellungen ihm dabei im Wege stehen. Hier siedele ich den Fortschritt an.

Auf der nächsten Stufe des didaktisch schlüssig und nachvollziehbar aufgebauten Lehrgangs wurde eine Trockenübung ausgeführt, wobei das Wort "Übung" bitte schleunigst zu streichen ist, denn im Tan Tien Tschüan wird bekanntlich nicht geübt. An eingeschliffenen Bewegungen mangelt es nun wirklich nicht, da schleppen wir einen ganzen Rucksack mit uns herum und müssen nicht noch mehr hineinpacken. Idealerweise macht man jeden Fehler nur einmal - warum sollte man den Fehler, den man begriffen hat, auch nur ein einziges Mal wiederholen oder gar als Bewegungsmuster einschleifen?

Zugegeben, mit dem Begreifen hapert es noch, allzu gern wird das mit dem Wunsch verwechselt, vorweggreifen zu können. Womit wir wieder zum Thema zurückkehren, nämlich zu jener Trocken(nicht)übung. Hierbei galt es, die Schwünge, die normalerweise, völlig der Kontrolle entzogen, ständig in verschiedene Richtungen davoneilen und wieder zurückschlagen, auf eine Richtung zu reduzieren, indem man eine Bewegung macht, die vorn an den Fingern beginnt. Der übrige Körper soll über Finger- und Handgelenke, Ellbogen und Schulter dieser Bewegung angeschlossen werden und folgen wie der Waggon der Lokomotive. Dieses Bild ist plausibel, denn der Waggon schließt sich der Lokomotive sehr, sehr zeitnah an, ohne Lücken zu lassen, und er ist mit ihr fest, aber nicht starr verbunden.

Um uns unsere Bewegungsgewohnheiten vor Augen zu führen, wurden sie regelrecht auf die Spitze getrieben, indem ein Schüler, der im Fechten nicht unerfahren ist, gebeten wurde, einen klassischen Ausfallschritt mit Stich nach vorn vorzuführen. Sehr anschaulich wurde hierbei, daß der Fechter erst den Schritt macht und dann der Stich folgt.

Nun konnte sich jeder einzeln in der ihm genehmen Geschwindigkeit mit dem Problem konfrontieren, die Finger von vorn zu bewegen, so daß alles folgt, einschließlich des Schritts. Wer geglaubt hatte, es sei einfach zu bewerkstelligen, daß die Finger die Führung übernehmen, sah sich aufs konstruktivste getäuscht. Denn bevor sie sich in Bewegung setzen, werden diverse Verkeilungen aufgebaut, über die dann die Körperwuchten so nach vorne geschleudert werden, daß schließlich irgendwann auch die Finger zucken. Das war aber nicht damit gemeint, daß die Finger die Bewegung anführen! Um noch einmal das obige Bild zu bemühen: Eine Eisenbahn, deren Geschwindigkeit vom ständigen Aufprall der nachfolgenden Kohlenwaggons gegeneinander und alle zusammen gegen die Lokomotive bestimmt wird, würde recht bald auf Abwege geraten und anschließend ein wenig, nun ja, derangiert aussehen. Aber so bewegen wir uns ohne Unterlaß!

Diese abschließende Finger"übung" forderte von den Schülerinnen und Schülern ein Höchstmaß an Konzentration ab, galt es doch, die eigene Bewegung laufend kritisch zu überprüfen und eben genau nicht, die zuvor erkannten Irrtümer "wieder zu holen". Ein würdiger Abschluß, der eigentlich keiner sein muß, da die Zeit bis zum nächsten Lehrgang genutzt werden kann, sich weiter mit den Fragen des Schiebens, Stoßens und Ziehens zu befassen, was, wie uns Helmut Barthel mit auf den Weg gab, eigentlich nicht eigens erwähnt zu werden bräuchte ...

Matthias D., 02.03.2010

Lehrgang: Schieben, Stoßen, Ziehen (Teil 2).

Zulassungsvoraussetzung für den überpünktlich beginnenden Lehrgang war nicht nur die bestandene Prüfung zum zweiten TTM, sondern auch die Teilnahme am Lehrgang "Schieben, Stoßen, Ziehen" (Teil 1). Hier lässt sich bereits ein besonderer Anspruch des Tan Tien Lehrsystems herauslesen. Nämlich zum einen Verbindlichkeit und zum anderen die Fähigkeit an einer Fragestellung wieder anzuknüpfen und weitere Fragen zu erarbeiten.

Nachdem sich die Forschungspartner zusammengefunden hatten, wurde damit begonnen, sich ein wenig warm zu schieben. Obgleich H. Barthel einwarf, dass das im Grunde nicht nötig sei. So war das Warmschieben wohl am ehesten ein Entgegenkommen, um mit unseren vertrauten Denk- und Bewegungsgewohnheiten nicht sofort zu brechen, sondern sich der Fragestellung langsam anzunähern.

Die Aufgabenstellung wurde schnell konkreter und wir wechselten zum Dreikorb. Das bedeutet, dass angestrebt wird, den Partner wahlweise zu schieben (drei Schritte), zu werfen (kein Beinhaken) oder mit einem Armzug aus dem Gleichgewicht zu bringen. Man kann sich das vielleicht ein wenig vorstellen wie das allseits bekannte "Schere, Stein, Papier-Spiel". Denn ein erster Hinweis von H. Barthel war, sich quasi bis zum Kontakt mit dem Partner alle Möglichkeiten offen zu halten und ihm nicht schon vorher zu telegrafieren, was man als nächstes vor hat.

Der Überforderung wurde nach etwa 15 Minuten Einhalt geboten. Wir bekamen die Aufgabe, uns nunmehr auf das Schieben zu konzentrieren. H. Barthel demonstrierte, wie er mit der richtigen Technik den Gegner mit Minimalaufwand nicht nur drei, sondern ein Vielfaches an Schritten nach hinten katapultierte, so dass nur die Wände den Rücklauf begrenzten. Auch hier bekamen wir wieder wichtige Hinweise, wie der Körper sich zu organisieren hat, um dieses zu erreichen. Mehrmals erwähnte H. Barthel an dieser Stelle das Wikingerschild, zu dem ich am Ende dieses Berichtes noch einmal zurückkehren werde.

So machten wir uns wieder ans Werk. Dieses mal wurde der Wettkampf, bei dem ja immer beide Partner gleichzeitig versuchen die Technik anzubringen, zugunsten der Forschung vernachlässigt. Der Partner sollte nun mit annähernd geradem Anlauf bzw. Schritten versuchen den Partner zu schieben, während der andere versucht sich hinter die Hand bzw. dem Schild zu organisieren. Da nun weniger Achsen, Schwünge und somit weniger Stress auf einen zukamen, konnte man bei einem Blick in den Raum bereits erste kleinere Erfolge sehen.

Anhand des Ausfallschrittes beim Fechten erklärte und demonstrierte H. Barthel die entscheidenden Unterschiede dieser besonderen Aussteuerung im Vergleich zu einem herkömmlichen Fechtschritt. Bei einem konventionellen Fechtschritt, so H. Barthel, geht der Vorwärtsbewegung des Armes immer ein Abdruck des hinteren Standbeines voraus. Im Tan Tien hingegen lernen wir unseren Körper so zu organisieren, dass die Bewegung direkt in der Hand bzw., wie wir später noch sehen sollten, in den Fingern beginnt. So sprach H. Barthel z.B. davon, dass die Hand den Schritt macht. Wenn der Forschergeist nicht schon viel früher geweckt wurde, dann stellten sich spätestens doch hier viele interessante Fragen, die es zu überprüfen galt.

'Dreifuß'

"Dreifuß"

Durch die Beschäftigung mit dem Dreifuß wußte ich, dass die Füße eher sekundär an der Schrittbewegung beteiligt sind (siehe auch Artikel von Julia Barthel unter www.tantientschuean.de - Dreifuß). Vielmehr verlagern wir zuerst gewichtsfunktionelle Teile, z.B. lehnen wir uns zurück oder sacken ins Knie, um Schwung zu holen, und dann drücken wir uns vom Boden ab. Unzertrennlich folgt dann der Verlagerung dieses passiven Schwungeinsatzes die Kompensierung durch Gegenbewegungen anderer gewichtsfunktionaler Teile und damit die Kette von Starten und Bremsen. Von Kontrolle kann hier nicht die Rede sein.

Es stellt sich somit die Frage, wie wir eine Bewegung beginnen können, die zum einen nicht durch Anfang und Ende festgelegt ist und zum anderen, wo im Körper diese beginnt? H. Barthel hatte hierzu einen konkreten Vorschlag. Er demonstrierte, wie die Bewegung von den Fingern ausgehend beibehalten werden kann und der Körper insgesamt dieser Bewegung folgt. Hierfür müssten alle gewichtsfunktionalen Teile so zusammengefasst und eingebunden werden, dass sie nun, mehr Folge als Beginn, sich der Fingerbewegung anschließen.

Dies versuchten wir dann jeder für sich, quasi als Trockenschwimmübung. Hier nun ging es noch mehr als zuvor darum, ein Verständnis für diese feinkoordinierte Bewegungssteuerung zu entwickeln.

Was alles damit möglich ist, wenn auch auf einer höheren Stufe, demonstrierte H. Barthel im Sitzen. Er forderte erst ein, dann zwei und später drei Personen auf, ihn aus der Sitzposition nach oben zu befördern. Das Ergebnis dieses zum Scheitern verurteilten Versuches waren merkwürdige Verrenkungen seitens der Schüler.

Zum Schluss will ich noch einmal auf das bereits erwähnte Wikingerschild zurückkommen. Dieses war bekanntlich eine gleichermaßen effektive Angriffs- und Verteidigungswaffe. Nach bestandener 6. TTM Prüfung sollten die Schüler des Tan Tien Tschüan die Punktkraft beherrschen und mit diesem Schild umzugehen wissen. Das bedeutet, dass im übertragenen Sinne der gesamte Körper, wenn auch vielleicht nur für eine begrenzte Frist, so organisiert werden kann, dass jede Körperregion zum Schild wird, während alle anderen Körperbereiche die Möglichkeit beibehalten, sich hinter dem Schild bzw. dem Punkt zu organisieren. Die damit verbundene Möglichkeit, quasi in Nullzeit zu jeder beliebigen Stelle des Körpers zu wechseln, ohne den Umweg über Achsen und Stützpunktwechsel gehen zu müssen, sollte in einer kämpferischen Auseinandersetzung bereits einen entscheidenden Vorteil bedeuten und ist Voraussetzung für die folgenden Lernschritte.

Da weder die Zeit noch die Konzentration ausreichend war, um alle Fehlerkoordinaten zu studieren, Wiederholungen auszuschließen und allen Fragen nachzugehen, ohne dass sie als Antworten wiederkehren, schlug H. Barthel vor, das Gelernte zu verdauen und in einigen Wochen für einen weiteren Lehrgang wieder zusammenzukommen.

René W., 9. März 2010

Chi-Ti


27. April 2010

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